Digital Wondering 18
Die Digital Wonderings sind eine Reihe von Online-Diskursen rund um das kuratorische Thema TRUST. Sie können jede Form annehmen: von einem Gespräch, über ein kurzes Statement oder einen Film, bis hin zu einer fotografischen Serie. Die von Susan Bright und Nina Strand eingeladenen Mitwirkenden kommen aus den unterschiedlichsten Disziplinen und können nach Belieben auf das Thema und das Format antworten und reagieren.
Portrait der Künstlerin Laure Prouvost (FR)
In der Ausstellung TRUST werden zwei Filme der französischen Künstlerin zu sehen sein, in denen es vielleicht um die schwierigen Zeiten geht, die wir gerade alle durchmachen: I Need to Take Care of My Conceptual Granddad (2010) und Taking Care (Love Letter to Fellow Art Work) (2019), die Teil ihrer Monitor-Videoserie sind. Darin spricht sie, ohne dass man ihr Gesicht sehen kann, über Objekte oder Relikte, die sie vor sich hat. Ihre Hände werden zu den Hauptfiguren der Filme. Der Titel der Arbeit I Need To Take Care Of My Conceptual Granddad bezieht sich auf einen Verwandten, von dem sie behauptet, dass er Konzeptkünstler und ein guter Freund von Kurt Schwitters war. Das Video referenziert aber auch den britischen Künstler John Latham: sie bedeckt einen Katalog seiner Werke mit Feuchtigkeitscreme. Latham war zu Beginn ihrer Laufbahn sehr wichtig für Prouvost.
Im ersten Lockdownfrühling letztes Jahr zeigte Prouvost Taking Care (Love Letter to Fellow Art Work) auf ihrer Website, wo es in schwierigen Zeiten Trost spenden sollte. Die Kamera fokussiert ihren Oberkörper und ihre gestikulierenden Hände, die die Kamera zu streicheln scheinen, während sie flüstert: „Ich kümmere mich um dich … küsse dich … wenn du dich alt fühlst, aus der Zeit gefallen oder aus der Mode gekommen … Ich bin für dich da.“
Eine Frage, die sich Prouvost in ihrer Arbeit ständig stellt, ist, wie Menschen ihre Umgebung wahrnehmen. Sie ist überzeugt, dass es möglich ist, zu denken, indem man spürt – wie es der Oktopus tut, dessen Gehirn sich in den Tentakeln befindet. Es gibt keine Abgrenzungen zwischen ihren Projekten; ihre Arbeiten sind Organismen, die einander wahrnehmen und ineinanderwachsen. Ihrer Meinung nach lässt einen eine gelungene Begegnung mit Kunst die Welt ein bisschen anders sehen, setzt die Vorstellungskraft in Gang und verleiht dem:r Betrachter:in Leichtigkeit, besonders in diesen Zeiten.
Die Filme wurden freundlicherweise von Prouvost und der Lisson Gallery, London, zur Verfügung gestellt.
Biografie
Laure Prouvost wurde im französischen Lille geboren und lebt derzeit in Antwerpen. Sie erhielt 2002 ihren BFA am Central St Martins und studierte für ihren MFA am Goldsmiths College in London. Zudem nahm sie am LUX Associate Programm teil. Zu ihren aktuellen Einzelausstellungen gehören „Deep See Blue Surrounding You / Vois Ce Bleu Profond Te Fondre“ im LAM – Lille métropole, Villeneuve d’Ascq, Frankreich, und „MOTHER“ im Louisiana Museum, Humlebæk, Dänemark.