28.6.2021

Digital Wondering 17

Die Digital Wonderings sind eine Reihe von Online-Diskursen rund um das kuratorische Thema TRUST. Sie können jede Form annehmen: von einem Gespräch, über ein kurzes Statement oder einen Film, bis hin zu einer fotografischen Serie. Die von Susan Bright und Nina Strand eingeladenen Mitwirkenden kommen aus den unterschiedlichsten Disziplinen und können nach Belieben auf das Thema und das Format antworten und reagieren. 

Portrait der Künstlerin Ingrid Eggen (NO)

Die norwegische Künstlerin Ingrid Eggen erforscht nonverbale Kommunikation und Symbolismus, oft indem sie Körpersprache zerlegt und verzerrt. In einer Welt, in der Emojis inzwischen häufig für komplexe Emotionen und Gefühle stehen, berühren diese Fotografien das Thema unserer unwillkürlichen Gesten, Reflexe und Instinkte und die Botschaften, die sie transportieren. In der Werkschauhalle sind acht neue Arbeiten von ihr zu sehen: „Bei den hier ausgestellten Arbeiten interessiert mich, wie Lebewesen unter Lebensbedingungen, die sich aufgrund von kulturellen, technologischen und Umweltveränderungen immer weiter verändern, ständig neue physische und psychologische Möglichkeiten entwickeln.“

 

Eggen versucht auch, sich vorzustellen, wie diese Entwicklungen die nonverbale Sprache verändern, neue Strukturen hervorbringen und dabei auch dauerhafte Veränderungen in unseren Bewegungsabläufen und Reaktionsmustern sowie Verschiebungen im gedanklichen Ökosystem verursachen werden: „Nachahmung ist eine der Grundlagen menschlichen Lernens und schließt auch ein, wie wir unsere Bewegungen und Handlungen mit denen unserer Vorbilder in Einklang bringen. In mentalen Prozessen schließt Lernen das Nachahmen von Emotionen ein, was laut dem Philosophen René Girard eine Grundlage für menschliches Verhalten und menschliche Kultur ist. Meine Arbeiten basieren auf der Untersuchung von körperlichen Anpassungen und Reaktionen und versuchen zu zeigen, wie mentale Prozesse, Gedanken und Erfahrungen unsere Körperlichkeit beeinflussen können. Die interessante Frage ist: Was motiviert uns und wie sehr können wir verbogen, verzerrt und eingeengt werden und doch wieder aufstehen und neue Formen annehmen und damit neue Möglichkeiten der Körperbeherrschung und Körpersprache entwickeln?“

 

Ihr Projekt handelt von Vertrauen zu sich selbst, im Gegensatz zu Vertrauen zu anderen. Sie fährt fort: „Statt die individuellen Gesten von anderen zu spiegeln, reflektieren diese Finger sich selbst. Mittels einer Korrektur und einer Neuorganisation der anatomischen Struktur der Hände versuchen sie sich weiterzuentwickeln und auf die Veränderungen und das zunehmende Misstrauen den umgebenden Umständen gegenüber zu reagieren.“

 

Biografie

Ingrid Eggen studierte Visual Arts an der Oslo Academy of Arts und an der Konstfack in Stockholm. Ihre Arbeiten waren Teil zahlreicher Ausstellungen in den skandinavischen Ländern. Sie wird von der Galerie Melk in Oslo vertreten. Das National Museum in Norwegen, die Equinor Art Collection, das Haugar Vestfold Artmuseum und andere haben Werke von ihr angekauft.

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