Sophia Kesting und Dana Lorenz: Asphalt, Steine, Scherben | 2012 – 2021
Rolf-Axen-Straße 35, 04229 Leipzig
Eröffnung: 24. Juni 2021, 19 Uhr
25. Juni bis 18. Juli 2021
während des Festivalzeitraumes: täglich 12—21 Uhr | ab 5. Juli 2021: Dienstag – Samstag 15—18 Uhr
f/stop TALK Satellit ODP – Asphalt, Steine, Scherben am Sonntag, 4. Juli 2021 um 18:00 Uhr direkt in der ODP Galerie
Sophia Kesting und Dana Lorenz haben sich über einen Zeitaum von fast zehn Jahren fotografisch mit dem Transformationsprozess des Platzes der friedlichen Revolution auseinandergesetzt. Im Leipziger Zentrum gelegen steht der ´Wilhelm-Leuschner-Platz´ stellvertretend für den an vielen Orten noch auszuhandelnden Umgang mit dem Erbe der DDR-Architektur und stadtplanerischem Lavieren zwischen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Interessen.
Der Titel der Arbeit „Asphalt, Steine, Scherben“ umkreist sprachlich die Materialität des Platzes – die seit Jahren kontrovers diskutierten Nutzungs- und Bebauungspläne haben sich bis heute nicht eingelöst.
Zwischen Identifikation und Entfremdung, kollektiven Erinnerungen und Identitätszuschreibungen erforschen Sophia Kesting und Dana Lorenz fotografisch die räumlichen Zustände des Platzes und nutzen verschiedene Strategien des Dokumentarischen:
Über 1.500 Mittelformat-Aufnahmen in Schwarz-Weiß zeigen die charakteristische Bebauungen, aber auch situative Handlungen und uneindeutige Szenen diverser Zwischennutzungen. Der Stillstand des Ortes wird in der performativen Wiederholung der Bildmotive sichtbar.
Hart geblitzte Nachtaufnahmen stehen im Kontrast zu fragmentarischen Tagsituationen. Eine zeitliche und räumliche Kontextualisierung wird durch den Wechsel realer Begebenheiten und inszenierter Re-Enactments aufgelöst. Die seriellen Bildsequenzen folgen keiner narrativen Erzählstruktur, sondern treten als Einzelbilder in einen visuellen Dialog. Wie der Wilhelm-Leuschner-Platz regelmäßig Veränderungen erfährt – von konsumorientierten Veranstaltungen hin zu politisch-symbolischen Zuschreibungen bei den jüngsten Black-Lives-Matter Demonstrationen – transformiert sich auch die künstlerische Bildsprache.
Die beiden Künstlerinnen arbeiten im Projekt als Kollektiv und vereinen ihre Perspektiven auf den Platz zu einer gemeinsamen Bildsprache.
Das analoge Vorgehen greift die Frage nach der historischen Dimension des Dokumentarischen auf: Sophia Kesting und Dana Lorenz haben als Kinder den Umbruch der Jahre 1989/90 erlebt – sowohl die Euphorie des Mauerfalls wie seine ernüchternden Folgen. Die gescheiterten Pläne eines Einheits- und Freiheitsdenkmals oder die mögliche Umnutzung des noch 1987 eröffneten und unter Denkmalschutz stehenden Bowlingstreffs bilden eine wichtige Grundlage der als Denkraum funktionierenden Fotografien.